Politik

Kritik am Umgang des Traditionserlasses mit der NVA

Bundeswehr-Kaserne
(Quelle: über dts Nachrichtenagentur)
GDN - Ehemalige Soldaten der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR haben den neuen Traditionserlass der Bundeswehr heftig kritisiert. "Es ist gut, dass die NVA zum ersten Mal seit der Wiedervereinigung als deutsche Armee behandelt wird. Aber wir hätten uns eine andere Tonlage gewünscht", sagte der Geschäftsstellen-Leiter des "Verbands zur Pflege der Traditionen der Nationalen Volksarmee und der Grenztruppen der DDR", Gerhard Matthes, der "Berliner Zeitung" (Freitagausgabe).
So sei es nicht richtig, die NVA als Parteiarmee darzustellen. "Die NVA wurde von Soldaten geführt." Schon früh hatte der Verband kritisiert, die NVA werde in dem Erlass zu Unrecht mit der Wehrmacht gleichgesetzt. Matthes sagte, der Verweis auf die Zurückhaltung der NVA im Umbruchjahr 1989 sei nicht ausreichend: "Das hilft nicht als Trostpflaster." Auch der Historiker Michael Wolffsohn von der Münchner Bundeswehr-Universität kritisierte den Umgang des Erlasses mit der NVA. "Die Abschnitte zu Wehrmacht und NVA sind im Prinzip inhaltlich richtig: Keine der beiden Streitkräfte kann eine Tradition der Bundeswehr begründen. Allerdings sind die Formulierungen zu identisch geraten – diese scheinbare Gleichsetzung ist schon problematisch", sagte er der "Berliner Zeitung". "Bei aller Kritik an der NVA – sie hat nichts Vergleichbares zu verantworten wie die Wehrmacht, also etwa die Beteiligung am Holocaust. Das ist keine Reinwaschung der NVA, aber die unterschiedlichen Proportionen von Schuld und Schuldbeteiligung sollten schon berücksichtigt und als solche formuliert werden." Der Bundeswehrverband wies die Kritik zurück. Der Erlass sei gegenüber dem Entwurf deutlich verändert worden, sagte der Verbandsvorsitzende der ostdeutschen Bundesländer, Uwe Köpsel, der "Berliner Zeitung". "Ich bin damit zufrieden". Entscheidend sei auch, dass die Bundeswehr sich der Würdigung einzelner NVA-Mitglieder nicht verschließe. Der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Fritz Felgentreu, der "Berliner Zeitung", der Erlass sei an mehreren Punkten "zu wenig reflektiert", dennoch aber eine Grundlage, mit der man arbeiten könne. "Man konnte nicht erwarten, dass ein Traditionserlass alle Probleme löst."
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