Vermischtes

Inside Press 3/3: Ein Tag ohne mediale Kriegstreiberei?

3. Oktober: Tag der Wahrheit


Bildmontage (Quelle: Roland Kreisel)
GDN - Stellen Sie sich einen Tag ohne mediale Kriegspropaganda in den Nachrichtensendungen vor. Stellen Sie sich einen Tag vor, an dem Sie nur Nachrichten hören und sehen, die wirklich gewissenhaft und objektiv die Wahrheit berichten und nicht das, was nach Vorschrift berichtet werden soll. Unmöglich?
Nein, denn am 3. Oktober könnte diese Vision Wirklichkeit werden. Im Internet ist zurzeit gerade ein Aufruf unterwegs, der sich an alle weisungsgebundenen Journalisten richtet. Am “Tag der Wahrheit“, 3. Oktober 2014, “sind alle weisungsgebundenen Journalisten dazu aufgerufen, kollektiv in Lügenstreik zu treten, den Kriegstreiberdienst zu verweigern, keine Propaganda mehr zu verbreiten und einen Tag lang nur nach bestem Wissen und Gewissen objektiv zu berichten - oder zu schweigen.“
Geplant sind mehrere Onlineaktionen, aber auch auf der Straße will man ein deutliches Zeichen setzen, zum Beispiel in Hamburg vor dem ZEIT- & SPIEGEL-Gebäude und vor dem ZDF-Gebäude in Mainz. Diese Aktionen können durchaus erfolgreich sein, wie eine nur kurz vorher angekündigte Demonstration vor dem Spiegel Verlagshaus am 7. August zeigte, zu der etwa 350 Personen erschienen sind.
Wie viele JournalistenInnen, die redaktionell weisungsgebunden sind, sich an diesem “Lügenstreik“ beteiligen werden, wird der 3. Oktober zeigen. Fest steht jedenfalls, dass sie unter Umständen ihren Job gefährden. Wenn jedoch sehr viele redaktionsgebundene JournalistenInnen den Mut dazu aufbringen, einen Tag lang wirklich gewissenhaft und objektiv zu berichten, würde sich die Wahrheit für jeden sichtbar offenbaren.
"Wir leben in einem Zeitalter der Massenverblödung, besonders der medialen Massenverblödung.
Wenn Sie sich einmal anschauen, wie einseitig die hiesigen Medien, von TAZ bis Welt, über die Ereignisse in der Ukraine berichten, dann kann man wirklich von einer Desinformation im großen Stil berichten, flankiert von den technischen Möglichkeiten des digitalen Zeitalters, dann kann man nur feststellen, die Globalisierung hat in der Medienwelt zu einer betrüblichen Provinzialisierung geführt. Ähnliches fand und findet ja bezüglich Syrien und anderen Krisenherden statt.“, so Peter Scholl-Latour. * 9. März 1924; “  16. August 2014
Wie recht Scholl-Latour damit hatte, sollen die folgenden sieben Beispiele zeigen. Es gibt jedoch weit mehr solcher und ähnlicher Fälle, die auch bereits offiziell aufgedeckt worden sind. Doch alle aufzuzählen und zu erklären würde mindestens ein ganzes Buch füllen. Dennoch geben diese sieben Beispiele einen sehr guten Einblick in die anscheinend gängigen Praktiken und den medialen Umgang mit der Wahrheit.
Beispiel 1: 1990 - Die Brutkasten-Affäre und der erste Irak-Krieg
Eines der Paradebeispiele für eine mediale Manipulation und Kriegstreiberei ist wohl, die mittlerweile schon berühmte, “Brutkastenaffäre“. Vor dem Menschenrechtsausschuss des US-Kongresses erklärte ein damals fünfzehnjähriges Mädchen unter Tränen, dass sie als freiwillige Helferin im Al-Adnan-Krankenhaus in Kuwait-Stadt gearbeitet hat. Sie schilderte die Situation in dem Krankenhaus folgendermaßen: “Ich habe gesehen, wie die irakischen Soldaten mit Gewehren in das Krankenhaus kamen “¦, die Säuglinge aus den Brutkästen nahmen, die Brutkästen mitnahmen und die Kinder auf dem kalten Boden liegen ließen, wo sie starben.“
Wie die Geschichte weiter und ausgegangen ist gut bekannt, denn die Aussage des Mädchens hatte weitreichende Folgen. George Bush Senior schickte seine Truppen in den Irak und der erste Irakkrieg nahm seinen Lauf. Dies geschah mit großer Zustimmung der Bevölkerung, die vor der Aussage des Mädchens, jedoch mehrheitlich gegen einen Irakkrieg eingestellt war.

Peinlich an der Geschichte war nur, dass dieses Mädchen nie in dem besagten Krankenhaus gearbeitet hat und zudem die Tochter eines kuwaitischen Diplomaten gewesen ist. Darüber hinaus stellte sich jedoch auch noch heraus, dass eine US PR-Agentur für 10 Millionen Dollar beauftragt wurde, diese Lüge zu verbreiten.
Nachdem diese Lüge aufgeflogen war, wurde auch schnell ein Bauernopfer gefunden. Die New York Times brachte am 15. Januar 1992 den Artikel “Täuschung auf dem Kapitolhügel - Es ist völlig falsch für ein Mitglied des Kongress mit einer PR-Firma zu kollaborieren, um bewusst eine täuschende Aussage über ein wichtiges Thema zu produzieren. Genau das hat Tom Lantos getan und wurde dabei erwischt. Sein Verhalten rechtfertigt eine Untersuchung durch das Komitee für Ethik“.
Beispiel 2: 1999 - Kosovo und Jugoslawienkrieg
Bevor die Nato den Kosovo bombardierte gab es keine Hinweise auf eine humanitäre Katastrophe, diese gab es erst mit dem Einfall der NATO. Doch eine humanitäre Katastrophe hätte es als Legitimation für einen Nato-Einsatz gebraucht. “Die Legitimationsgrundlage für die Deutsche Beteiligung war die sogenannte humanitäre Katastrophe“, so der General a.D. OSZE Heinz Laquari. Weiter sagte er: “Eine solche humanitäre Katastrophe als völkerrechtliche Kategorie die einen Kriegseintritt rechtfertigte, lag vor Kriegsbeginn im Kosovo nicht vor.“
“Bis zum Beginn der Nato Luftangriffe gab es keine humanitäre Krise. Sicher es gab humanitäre Probleme und es gab viele vertriebene durch den Bürgerkrieg. Sicher ist, jeder wusste, dass es erst dann zu einer humanitären Krise kommen würde, wenn die Nato bombardieren würde“, erklärte Norma Brown, US-Diplomatin bei der OSZE. Dies so sagte sie weiter “wurde diskutiert, in der Nato, in der OSZE und hier Vorort und in der Bevölkerung.“
In keinem einzigen Dokument der OSCE fand sich ein Indiz für eine drohende humanitäre Katastrophe. Auch die Nato in Brüssel kannte die Berichte der OSCE. Sie deckten sich mit ihren eigenen Beobachtungen, blieben aber intern. Diese Ergebnisse wurden jedoch auf keiner der vielen Nato Pressekonferenzen veröffentlicht. Am Tag vor Kriegsbeginn am 14. März 1999 wurde berichtet, die Gewalt gehe von terroristischen Aktivitäten der UCK aus, die Serben verübten aber mit unverhältnismäßiger Härte Vergeltung.
Dennoch war auch zu diesem Zeitpunkt keine Gefahr, dass die Lage außer Kontrolle geraten könne. Doch die Nato bereitete sich dennoch auf einen Angriff auf Jugoslawien vor. Daraufhin wurde speziell in Deutschland die öffentliche Meinung mittels der Medien so geformt und manipuliert, dass die BürgerInnen einer deutschen militärischen Beteiligung zustimmten. Dazu erfand man zum Beispiel ein serbisches Konzentrationslager nach Nazimanier, das es in einem Fußballstadion geben sollte. Doch dieses gab es nie. Der Rest ist Geschichte genauso wie Jugoslawien.
Beispiel 3: 2003 - Der zweite Irak Krieg
Im Jahr 1999 beantragte Rafid Ahmed Alwan Asyl in Deutschland. Er behauptete, dass in einer irakischen Anlage chemische Kampfstoffe hergestellt werden. Um seine Behauptung zu unterstreichen, gab er sich als Mitarbeiter dieser vermeintlichen Anlage aus. Daraufhin gab der deutsche Geheimdienst die Aussageprotokolle an die US-Behörden weiter, mit dem Zusatz, dass man Zweifel an der Glaubwürdigkeit habe.
Knapp 3 Jahre später verwendete die Bush-Administration diese Aussagen als Beweis dafür, dass Bagdad unerlaubte Waffenprogramme habe. Colin Powel, der damalige US-Außenminister veröffentlichte im Februar 2003 vor dem UN-Sicherheitsrat sogar Zeichnungen dieser vermeidlichen Anlagen und Waffenprogramme. Es war gleichzeitig die Begründung für den Einmarsch und die “Koalition der Willigen“.
In den Massen-Medien wurde das Thema Massenvernichtungswaffen des Iraks, hochgeschaukelt und ein Krieg gegen den bösen Saddam Hussein gerechtfertigt. Schließlich begann der Krieg am 20. März 2003. Nach dem Saddam Hussein gestürzt war, stellte sich jedoch heraus, dass die Aussagen von Alwan frei erfunden worden sind und es auch nie irgendwelche Massenvernichtungswaffen gegeben hatte.
Beispiel 4: 2011 - 4 Jahre altes Bildmaterial von Youtube in den Nachrichten
Ein Korrespondentenbeitrag in einer TV Sendung, aus dem Jahre 2011, berichtete darüber, wie grausam das "blutige Regime" von Baschar al-Assad in Syrien vorgeht. Gezeigt wurde zur Untermauerung des Berichts ein brutales und grausames Video. Dieses Video gab es aber bereits seit 2007 auf Youtube. Es stammt höchstwahrscheinlich ursprünglich aus dem Irak.
Beispiel 5: 2012 - Ein Film zwei verschiedene Meldungen
Eine Nachrichtensendung brachte am 15. Mai 2012 in einem Beitrag, dass der Friedensplan von Assad gebrochen worden sei. Zur Belegung dieser Meldung wurde ein Videobeitrag gezeigt, welches von syrischen Rebellen aufgenommen worden sein soll. In Wirklichkeit stammte dieses Video aus dem Jahre 2011. Das Video wurde sozusagen von syrischen Oppositionellen gestohlen und auf ihren eigenen Kanal veröffentlicht.

Das Tragische an diesem Fall ist jedoch nicht unbedingt, dass die syrische Opposition das Video klaute, sondern das genau dieses Video, nur mit einem anderen Beitrag, noch am selben Tag in einem anderen TV-Journal gezeigt wurde. Der Bericht handelte diesmal davon, dass die Taliban in Kabul (Afghanistan) weitere Terroranschläge verübten.
Beispiel 6: 2014 - Der berühmte Hubschrauberabschuss
Am 29. Mai 2014 gab es in TV-Nachrichtensendungen eine (Falsch)Meldung über einen angeblichen Abschuss eines Hubschraubers der Ukrainischen-Armee. Die Übeltäter waren natürlich schnell gefunden; es waren pro-russische Separatisten. Das Brisante an diesem Beweisvideo ist jedoch, dass diese Bilder ein Jahr vorher, also 2013, in Syrien aufgenommen worden sind und anschließend auf youtube.com veröffentlicht wurden, also lange vor dem vermeidlichen Hubschrauberabschuss in der Ukraine.
Beispiel 7: Aktuell - Täuschungen bezüglich TTIP & Co
Speziell in diesem Fall erkennt man das Diktat der Wirtschaft an die Regierungen, aber auch das anschließende Diktat der Regierungen, an die medialen Berichterstatter. Es gibt leider nur sehr wenige Medien, die wirklich objektiv und ohne das Diktat der Regierungen über das Thema TTIP & CO berichten.

“TTIP bringt Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätze.“ Falsch, denn selbst das konservative IFO-Institut kommt zu ganz anderen Schlüssen. Demnach erhöht sich das Pro-Kopf-Einkommen grade mal um 0,5 Prozent, jedoch erst nach 10 bis 15 Jahren.

“TTIP bringt keine Absenkung der Standards im Verbraucherschutz.“ Falsch, denn das EU-"Vorsorgeprinzip" wird aufgeweicht. Spezielle Klauseln in den Verträgen machen dies möglich.
Mit dem Chlorhühnchen wird von den eigentlichen Problemen abgelenkt. "Ich kann den Deutschen versichern, dass es weder Chlorhühnchen noch Hormonfleisch bei uns geben wird!", so Angela Merkel. Doch TTIP bringt: Exzessiven Antibiotika-Einsatz in der Tiermast, Dioxin-Eier, Verschmutzung des Grundwassers durch Gülle. Dagegen sind die Chlorhühnchen das geringere Übel.

“Es wird keine privaten Schiedsgerichte für Konzern-Klagen gegen Staaten geben.“ Falsch, denn der (bereits geleakte) Vertragstext ist klar formuliert: Bei CETA sollen die privaten Schiedsgerichtsbarkeiten anerkannt werden. Das bedeutet das Ende der Demokratie, aber auch das Ende des Rechtsstaates, so wie wir ihm kennen.
In dieser Auflistung sind die Namen der jeweiligen Medien bewusst zensiert worden, um diese Medien nicht an den Pranger zu stellen. Für alle diejenigen, welche diese Informationen jedoch weiter verfolgen oder nachprüfen möchten, sei youtube.com empfohlen. Unter den Suchwörtern “Medienlügen“, “Medienmanipulation“ usw. findet man u.a. die Mitschnitte der original Beiträge zu den oben angeführten Beispielen, sowie gute generelle Dokumentationen zu all diesen Themen.

ENDE
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